In unseren Fotokursen höre ich oft, dass das Bild nicht scharf ist.
Um eine Analyse mit Lerneffekt für's nächste Mal vorzunehmen,
ist das viel zu allgemein. Ich schlage folgende Untersuchung vor, die
auch für den interessierten Einsteiger nachvollziehbar ist:
1. Handelt es sich um eine Bewegungsunschärfe?
2. Ist das Bild verwackelt?
3. Liegt eine Fehlfocussierung vor?
Zu 1. Bewegungsunschärfe
Zuerst stellt sich die Frage, ob ich das will oder nicht. Sie kann sehr gut aussehen.
Sie kann Dynamik ins Bild zaubern, etwa wenn ein PKW mit einer Art Geschwindigkeitsschweif
zu sehen ist. Auch der Flügelschlag eines Schwans kann durch die Bewegungsunschärfe
richtig gut wirken, die Bewegung von Wasser,... Da wir uns gerade in der Fehleranalyse befinden,
wird sie wohl eher nicht gewollt sein. Was können wir tun? Auch hier die Alternativfrage:
Muß es unbedingt Bewegung sein? Falls nein, dann warten wir bis das Auto anhält,
bis der Schwan zur Ruhe kommt,... Falls ja, sollten wir uns mit einer kurzen bis sehr kurzen
Verschlußzeit anfreunden. Welche das ist, hängt von der Geschwindigkeit selbst und
Ihrer Richtung ab und kann oft nur ausprobiert werden. Ich höre schon, dass man beim
Zieleinlauf (Motosport) nicht viel ausprobieren kann. Doch, das kann man. Die Jungs fahren
vielleicht 25 Runden. Das sind 24 Chancen bis zum Showdown!! Ich würde mir einen festen
Punkt, vielleicht die Start-Ziel- Markierung suchen, dort scharf stellen und mit 1/2000 sec.
beginnen. Da kommen jede Runde gleich mehrere, die als Test dienen können. Bild wird
sofort kontrolliert und die Verschlußzeit ggf. angepasst. U.U. kommt ein höherer
ISO-Wert ins Spiel, wenn es die Bildhelligkeit erfordert.
Zu 2. Verwackelung
Hier ist die Kontrolle recht einfach. Sie gehen nach der Faustregel 1/Brennweite x Cropfaktor in sec.
vor. Die Werte entnehmen Sie der Exif-Datei (rechte Maustaste, Eigenschaften oder Kamera-Info). Bei einer Brennweite
von z.B. 200mm an einer Vollformatkamera (Cropfaktor 1,0) darf die Verschlußzeit danach nicht
länger als 1/200 sec. sein, um aus der Hand nicht zu verwackeln. Passen die Werte nicht, wird
korrigiert. Ja, ja, das Wildschwein wird dann weg sein. Aber auch damit muß man leben. Der
Stürmer wird seine Traumtore erst im Training schießen, bevor es ihm im Punktspiel gelingt.
Zu 3. Fehlfocussierung
Hier wird es etwas schwieriger, da einige Faktoren eine Rolle spielen können. Da wären z.B. Licht,
Motivabstand und Motivstruktur. Wenn wir diese nicht beeinflussen können, müssen wir u.U.
mit dem Resultat leben. Etwas anders liegt die Sache, was die eingestellten Parameter betrifft.
Welcher AF-Modus und ggf. welches AF-Meßfeld ist aktiv? Beim Zieleinlauf würde ich den
AF-Modus "AF-S (One Shot für Canon)" anwählen und je nach Bildausschnitt das
mittige AF-Meßfeld. Bei einer Möwe im Flug kann das völlig anders sein. Da hätte
die Kombination aus "AF-C (AI Servo für Canon)" und automatischer Meßfeldwahl
möglicherweise die besseren Chancen. Probieren Sie es in "ungefährlichen" Situationen
aus, um im Ernstfall gerüstet zu sein.
Eine große Hilfe kann die Software sein, die mit der Kamera geliefert wurde. Oft lassen sich mit
ihrer Hilfe die Focuspunkte nachvollziehen. Und weil wird gerade bei der Software sind,... Betrachten Sie
zur Beurteilung der Schärfe Ihre Bilder in der 100%-Ansicht. Trennen Sie sich von der Vorstellung,
dass man ein Bild mittels Software scharf bekommt. Sie holen mit diesen Algorithmen lediglich die Schärfe
zurück, die durch andere Bearbeitungsschritte verloren gegangen ist. Was der Autofocus nicht
hinbekommt, schafft die Software auch nicht!