Um das Phänomen der Abbrennzeit besser zu verstehen,
empfehle ich folgenden Versuch durchzuführen. Man nehme:
- eine Kamera mit manuellen Einstellmöglichkeiten (DSLR)
- einen Aufsteckblitz
- ein Stativ
- eine schnelllaufende Maschine wie Ventilator, Küchenmaschine,...
- Zettel und Stift
Jetzt wird das Stativ (mit Kamera mit Blitz) so zum Motiv (Ventilator) positioniert,
dass ein etwa formatfüllendes Abbild erzielt werden kann. Bei schnelllaufenden
Maschinen oder deren Teilen ist Vorsicht geboten - Verletzungsgefahr, für Mensch
und Kamera, also Achtung!!
Danach wird für diese Szene die maximale Abbrenndauer des Blitz ermittelt. In meinem Fall war
es 1/2, da die Blende "nur" bis f 22 geschlossen werden kann und die Verschlußzeit
auf Synchronbedingung gleich 1/200 sec. (bei ISO 100) konstant bleiben soll. Das ist wichtig, um
nicht der Täuschung zu unterliegen, die Bewegungsunschärfe, die wir gleich sehen,
würde aus einer längeren Verschlußzeit resultieren.
Kurze Zwischenbemerkung: Abbrenndauer auf 1/2 gibt relativ lange Licht ab. Das Bild würde u.U.
zu hell werden. Aus diesem Grund wird dramatisch abgeblendet (hier f 22), um dem entgegenzuwirken.
Probieren Sie es auf jeden Fall selbst aus. Die Werte können variieren. Blitz ist nicht
gleich Blitz!
Nun kommt der erste spannende Teil, die erste Aufnahme. Click und fertig! Und sofort weiter zur
zweiten Aufnahme. Dabei stellen wir den Aufsteckblitz auf die kürzeste Abbrenndauer. In den
meisten Fällen ist das 1/128. Aufpassen, das sind keine Sekunden. Das ist die kleinste
(achte) ganze Stufe, die eingestellt werden kann. Da wir jetzt von 1/2 auf 1/128 quasi um sechs ganze
Stufen reduziert (i.w.S. abgeblendet) haben, muß die Blende und ggf. ISO dem entgegen
ebenfalls um 6 (ganze) Stufen korrigiert werden, also Blende auf und ggf. ISO hoch.
In meinem Fall ergab die Rechnerei (dafür habe ich Zettel und Stift, siehe oben) eine Blende von
f 4,5 (war die größte einstellbare, normalerweise wäre es f 4) plus eine
ISO-Erhöhung auf 200. Jetzt haben wir die gleiche Bildhelligleit wie beim ersten Schuß.
Es kann losgehen: Click und fertig!
Im Ergebnis haben wir zwei Bilder mit identischer Verschlußzeit. Bild 1 zeigt eine
Bewegungsunschärfe, die durch eine längere Abbrenndauer (Leuchtdauer des Blitzes)
entstanden ist, während Bild 2 recht scharfe Konturen aufweist, die aus einer kürzeren
Abbrenndauer resultieren.